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02.05.2014

Ebersbacher Maienpreis

Zum Tag der Arbeit hatte die Agrargenossenschaft Ebersbach wieder zum Radrennen um den Pokal des LPG-Vorsitzenden eingeladen. Die bekanntesten Bertriebe der Region, wie VEB Fahrradtechnik 24, der Radfabrik Chemnitz, Kombinat Endspurt Cottbus, der LPG Elbland den Briefträgern aus Görlitz und viele weitere kleine Betriebe hatten ihre Genossen zur Mai-Demonstaration an das LPG-Silo nach Ebersbach entsandt. Nach dem Gurkenernteneinsatz in der Lausitz der Vorwoche stand auch Genosse Blechi vom Team Karl-Marx-Stadt am Start um erstmals seinen Beitrag für die sozialistische Planerfüllung seines Betriebes zu leisten. Selbst einige Sport-Fotografen altbekannter Blätter und  das staatliche Fernsehen aus Meissen liessen es sich nicht nehmen, der sportlichen Maidemonstration beizuwohnen.

Genosse Blechi stand am Start gleich gut positioniert in erster Reihe, ehe er zurückgepfiffen wurde, weil er sich im Feld von Junggenossen der Freien Deutschen Jugend verirrt hatte. Eine halbe Drehung nach hinten und nun stand er bei richtig im Feld der 40 erfahrenen Sportveteranen, die etwas später startete.

Der große Bruder aus dem Osten hatte es gut gemeint - trockene Strassen und nicht zu kalt - optimales Rad-Wetter, um den Bezirksmeister auf flacher bis welliger Strecke zu ermitteln. Die Strecke war Genossen Blechi bis dato unbekannt, da er hier zum ersten Mal startete. Jedoch merkte er nach der 8km-Einführungsrunde, dass es sein Terrain war - kleinere Anstiege von 1- 3% und viel flach, genau sein Zeug eben. Im Angesicht dessen, dass die Alt-Genossen unter sich waren, freute er sich auf den Klassenkampf und rechnete sich für die bevorstehenden 80 Kilometern gute Chancen aus.

Nach 10 Kilometern durchfuhr ihn jedoch plötzlich ein Schreck. Seine Kampfmaschine aus dem westlichen Ausland machte plötzlich ungewohnte seltsame metallische Geräusche. Im ersten Augenblick konnte er die Ursache nicht ausmachen, bis ihm ein Genosse von hinten zurief "Speiche hinten...!". Scheiiiiiiiiße...Sabotage...!
Das Material aus dem gelobten Land versagte den Dienst. Der Genosse aus St. Karli konnte vorerst etwas langsam weiterfahren und dann endgültig abzusteigen um die Speiche etwas zu biegen, um weiterfahren zu können. Blechi verwehrt sich gleich einmal an dieser Stelle vehement zu den Kommentaren anderer Betriebssportangehöriger, er sei vielleicht zu fett, dass schon die Speichen brechen...Unsinn, alles Muskeln... ;-)

Die anderen Sportkameraden waren mittlerweile schon etwas enteilt, als ich zur zweiten Rundendurchfahrt an den Silos der LPG Ebersbach  kam. Ich brüllte der Genossin Blechi nur die drei Schlagworte: "Hinterrad-Luftpumpe-8 Bar...!" zu.

Sie verstand gleich und wetzte los zum Betriebsbus. Drei Minuten Zeit hatte sie für den Sprint und die Pump-Aktion, ehe ich nach der Ziel-Schleife wieder vorbeikam sollte. Vorherige Materialpflege wie Aufpumpen des Reserverades hätten vielleicht Zeit gespart, aber heut war es eben mal gerade nicht der Fall.

Wie Genossin Blechi später bemerkte, hätte sie bei der ganzen Anstrengung wohl ihre Lunge am BSG-Fahrzeug vergessen...Ein Genossenschaftsbauer half ihr dann wenigstens beim Aufblasen des Reifens. Nach dem Wechsel des Rades war die Schlacht um den Bratwurst des LPG-Vorsitzenden jedoch gegessen. Zweieinhalb bis drei Minuten Rückstand auf's Feld und noch 64 Kilometer!

Seit Kilometer 12 an gab's für Blechi das insgesamt dritte und zweite unfreiwillige Einzelzeitfahren innerhalb einer Woche. Dieses Mal ging das ganze jedoch über unendlich lange 40 km Dorfstrassen Ebersbachs.
Allein im Wind versuchte Sportskamerad Blechi noch zu retten, was zu retten ist und die heutige Maidemo anständig zu Ende zu fahren - wieder mal ein Training am Wettkampftag!

Obwohl Blechi nach und nach Fahrer einholen konnte, wuchs der Rückstand wie befürchtet von Runde zu Runde. 40 km Vollgas hinterliessen auch schon ihre Spuren, aber der Kraftstofftank schien heute unendlich gross zu sein. Nach 54 Kilometern kam dann von hinten das Glück im Unglück. Die Führungstrio der FDJ schloss von hinten zu mir auf. Sportskamerad Sonnabend vom VEB Fahrradtechnik 24, ein unbekannter Fahrer und die "The Dampflok" Robert Walther von der Radfabrik aus der Bezirkshauptstadt rauschten mit horrendem Tempo an mir vorbei.
 
Trotz schwerer Beine entschloss sich Blechiwenigsten kurzzeitig etwas Windschatten zu erhaschen und auf den Schnellzug aufzuspringen. Mit Zähnezusammenbeißen und viel Willenskraft schaffte es Blechi bis zur Rundendurchfahrt am LPG-Silo, mit Arschbackenzusammenkneifen bis zur nächsten und mit Notstrom-Aggregat bis zur Zieldurchfahrt der FDJler am Jugend-Express dranzubleiben.

So konnte ich den Zielsprint der Junggenossen aus nächster Nähe miterleben, als Genosse Sonnabend den Genossen "Dampflok" stehen liess. Der dritte Fahrer Spitzentrios schien etwas uninteressiert am Zielsprint. Wie sich kurze später herausstellte, gehörte er zwar zu den Führenden, hatte aber die Einführungsrunde verschlafen und musste wie Blechi noch eine Runde um die LPG ziehen.

Aufgrund des Mitfahrens im Expresszug konnte Blechi den Rückstand auf die Alt-Genossen noch von 5 auf fast 3 Minuten minimieren. Für den letztlich eingefahrenen Rang 15  gab's auch keine Nelken, kein Bier und keine Bratwurst. So musste notgedrungen die Forum-Schecks rausgekramt werden, um in einer ausländischen Mitropa-Gaststätte mittels einem McWrapper und mit Wasser versetzten Arabica-Bohnen den hungrigen Magen zu beruhigen.

Fazit: Heute leider verloren, aber anständig und richtig gut. Hätte aus sportlicher Sicht wirklich der große Tag werden können, was aber leider die Sabotage verhinderte. Nach dem langen Einzelzeitfahren noch an der Spitzengruppe drangeblieben, eben richtig gut drauf gewesen...

Lieber Herr LPG-Vorsitzender:
Wir kommen wieder und holen uns Nelken und Bratwurst im nächsten Jahr!

Für kommenden Sonntag steht der erste Wertungslauf um den Lausitz-Cup in Kamenz an. Wiederum 80 Kilometer, aber diesmal richtig bergauf-bergab. Blechi sah dort in den letzten beiden Jahren gar nicht so schlecht aus, jedoch wird das diesjährige Befahren der Strecke in umgekehrter Richtung mit einer Bergauf-Zielanfahrt auf Pflaster um einiges härter werden.


Fotogalerie vom Rennen bei Mrs. Blechi Pixx

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